An die Grenze gehen

Auch 2022 beherrschen immer noch Klischees und Vorurteile unsere Vorstellungen, wenn es um Ost- und Westdeutschland geht. Vielen kommt es vor, als ob wir uns weiter von der Einheit entfernten, anstatt ihr näher zu kommen. Das betrifft bei Weitem nicht nur diejenigen, die die Ereignisse 1990 schon bewusst miterlebet haben, sondern ebenso junge Menschen.

Um den Klischees etwas entgegenzusetzen, braucht es ein fundiertes Verständnis der Geschichte der DDR, deutschen Teilung und Wiedervereinigung. Auch das gilt gerade für junge Menschen. Aus diesem Gedanken ist das Projekt „An die Grenze gehen“ entstanden. Es ist eine Kooperation des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks (IBB) e.V. und dem Institut für Deutschlandforschung (IDF) der Ruhr-Universität Bochum. Die Finanzierung verdanken wir der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM). „An die Grenze gehen“ wird professionell betreut von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und ist Teil von „Jugend Erinnert“.

Das Projekt läuft bis August 2023. In mehreren Exkursionen und Onlinearbeitsgruppen erschließen wir uns mit Studierenden die Geschichte der DDR, deutschen Teilung und Wiedervereinigung. Wir lernen das didaktische Rüstzeug, um unser neu gewonnenes Wissen in zielgruppengerechte Lernmethoden und -materialien zu überführen. Wie lässt sich Faszination bei der Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur und der Zeitgeschichte des geteilten und vereinten Deutschlands bei jungen Menschen wecken? Welche Methoden und Verfahren lassen sich entwickeln, um das Interesse an der Erinnerungsarbeit auf weitere Gruppen zu übertragen? Diesen Fragen gehen wir nach.

Zuerst entwickeln wir mit Studierenden Lernmethoden und Konzepte für Klassenfahrten. Gedenkstättenpädagogik, die Didaktik politischer Bildung und auch Arbeit mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen spielen allesamt eine Rolle dabei. Im Oktober 2022 und im April 2023 folgt die Durchführung: Wir unternehmen Klassenfahrten mit kooperierenden Schulen, durchgeführt von denselben Studierenden, die zuvor die Konzepte entwickelt haben.

Alle Ergebnisse, alle entstehenden Materialien, Methoden, Schulfahrtenkonzepte und Berichte werden hier auf der Website veröffentlicht.

Wenn wir es schaffen, junge Menschen für Geschichte und Erinnerungskultur zu begeistern, wenn unsere Materialien von anderen freien Trägern und Schulen angenommen werden, war unser Projekt ein Erfolg.

Die Träger

Das Institut für Deutschlandforschung (IDF) forscht bereits seit 1989 zu deutsch-deutschen Themen. Es hat sich längst zu einer Institution in seinem Fachgebiet geworden. Historische Forschung zur DDR, Transformationsforschung, Kulturwissenschaft, Publikationen, Veranstaltungen und Arbeit mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sind die Kerngebiete der langjährigen Arbeit des IDF.

Das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk (IBB) e.V. arbeitet ebenso lang im Bereich der deutsch-deutschen Bildungsarbeit. Neben historisch-politischen Veranstaltungen organisiert es Bildungsurlaube, in denen westdeutsche Interessierte den Osten besser kennenlernen sowie Zeitzeugenprojekte. Für ein solches erhielt das IBB 2009 den Einheitspreis der Bundeszentrale für politische Bildung.

In der Vergangenheit haben beide Träger bereits öfter zusammengearbeitet. Unter der Förderlinie „SED-Unrecht“ des Programms „Jugend Erinnert“ realisieren wir nun zum ersten Mal ein langfristig angelegtes Projekt zusammen.

Die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (BKM) trägt die Verantwortung für die Kultur- und Medienpolitik der Bundesrepublik. Sie ist Mittelgeberin des Projekts „An die Grenze gehen“.

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat seit 1998 den Auftrag, Geschichte, Ursachen und Folgen der Diktatur in der DDR umfassend aufzuarbeiten. Sie begleitet das Projekt „An die Grenze gehen“.

Das Team (IDF)

Carla Schwer betreut das Projekt für das IDF. Ihr Werdegang:

B.A. Medienwissenschaft/Kultur, Individuum und Gesellschaft 2013 – 2017 an der Ruhr-Universiät Bochum
M.A. Politikwissenschaft: Demokratisches Regieren und Zivilgesellschaft 2017 – 2021 Universität Osnabrück (Thema der Masterarbeit: Hassrede in Deutschland)
Seit 2010 in der Jugendarbeit, seit 2017 in der politischen Bildungsarbeit bei versch. Trägern tätig.

Seit 2022 fest angestellt beim IDF.

Das Team (IBB)

Maximilian Gröllich betreut das Projekt für das IBB. Sein Werdegang:

B.A. Philosophie& Germanistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 2013-2017.
M.A. Philosophie und Politikwissenschaft an der TU Dortmund
2017 – 2021 (Thema der Masterarbeit: Verschwörungstheorien)
Seit Jahren unregelmäßig ehrenamtlich im Bereich politischer Bildung aktiv, seit 2020 hauptamtlicher pädagogischer Mitarbeiter beim IBB e.V.