von Philipp Roll.
Ein Blumenglöcklein vom Boden hervor
War fröhlich gesprossen im lieblichen Flor.
Da kam ein Bienlein und naschte fein –
Die müssen wohl beide füreinander sein.
Vier Verse lang ist Johann Wolfgang von Goethes Bienengedicht. Ähnlich beschaulich daher kommt auch das Deutsche Bienenmuseum, welches unsere Kleingruppe im Rahmen unserer Auftaktexkursion nach Weimar (vgl.: https://andiegrenzegehen.de/2022/01/24/memory-for-unity-i-auftaktexkursion-fuer-an-die-grenze-gehen-in-weimar/) besichtigte. Von unserer Unterkunft lediglich einen Spaziergang durch den Ilmpark und vorbei an Goethes Gartenhaus entfernt, liegt das Museum seit 1957 direkt an der Ilm in Oberweimar.
Gegründet wurde es jedoch bereits 50 Jahre zuvor. Vorangetrieben hatte die Gründung der Pfarrer und Imker Ferdinand Gerstung, welcher die Bauweise von Bienenkästen, sogenannter Beuten, revolutionierte, aber dennoch die Erhaltung älterer Modelle sichern wollte. Im Zuge dessen organisierte der Landesverein für Bienenzucht im Großherzogtum Sachsen bereits 1902 eine Ausstellung von Bienenbeuten. Am Ende der Ausstellung stand die Gründung des Deutschen Reichsvereins für Bienenzucht, dessen erklärtes Ziel die Gründung eines Bienenmuseums war. 1907 beschloss die Stadt Weimar Gerstungs inzwischen angewachsene Sammlung an Exponaten zur übernehmen und im Städtischen Naturwissenschaftlichen Museum auszustellen. Am 06. April 1910 wurde die Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach den Wirrungen zweier Weltkriege und anhaltenden Platzproblemen zog das Museum schließlich an seinen heutigen Standort. Nachdem das Platzproblem damit gelöst schien, wurde das Museum jedoch 1972 von staatlicher Seite aufgrund von Einsturzgefahr geschlossen. Die baulichen Mängel konnten erst ab 1985, nachdem die Stadt Weimar das Gebäude erwarb, behoben werden. Somit sollte die DDR die Wiedereröffnung im Jahre 1994 nicht mehr erleben. Die bis dato letzte umfassende Veränderung der Ausstellung fand 2002 statt. Drei Jahre später übernahm der Landesverband Thüringer Imker e.V. das Museum von der Stadt Weimar, welches es zuvor aus finanziellen Gründen geschlossen hatte.
So konnten wir durch diese letztlich chronologisch angeordnete Ausstellung schlendern und uns den thematischen Schwerpunkten Andacht Frömmigkeit Magie; Natur Beobachtung Verständnis; Ironie Spiegelung Exotik; Innerlichkeit und Melancholie; Bienenstaat und Volksgemeinschaft; Marktwirtschaft / Planwirtschaft und Markt und Globalisierung widmen. Einen besonderen Eindruck hinterließen aus dem 19. Jahrhundert stammende Bienenbeuten in figürlicher Menschengestalt, welche Soldaten und Menschen aus fremd empfundenen Gebieten der Welt darstellen sollten. Eine kritische Einordnung letzterer Figuren wäre freilich wünschenswert gewesen.
Neben den Ausstellungsstücken fiel auch die historiographische Konzeption der Ausstellung positiv auf. Nicht nur fanden wir – wie zuvor befürchtet – keine rein biologische Exposition der Apis vor, sondern auch mehr als eine Technikgeschichte für Liebhaber der Imkerei. Die Geschichte der domestizierten Honigbiene – so die geläufigere Bezeichnung der Apis – wird vielmehr in politische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen vom Alten Ägypten bis ins 21. Jahrhundert eingebunden. Zeittafeln listen nicht nur historische Entwicklungen der Imkerei auf, sondern, geschickt optisch abgesetzt, auch Stichworte allgemeingeschichtlicher Begebenheiten.
Für uns besonders interessant war dabei natürlich die Imkerei in der DDR, welche ein lukrativer Nebenerwerb sein konnte. Trotz bis zu 38.000 solcher Hobbyimker, blieb Honig für die DDR-Bevölkerung jedoch schwer zu erwerben. Seine Bedeutung für den devisenbringenden Export war zu wichtig.
Ein letztes Sahnehäubchen erwartete uns am Nachmittag zurück in unserer Unterkunft, als wir von unserer Gastrednerin Dr. Uta Bretschneider erfuhren, dass diese für die Ergänzung der Ausstellung um einen speziell für Kinder gestalteten Pfad verantwortlich war. Leicht verständlich und anhand von Bienen im Zeichentrick-Stil dargestellt kann das Bienenmuseum damit auch spielerisch erschlossen werden. Ein Besuch ist der Meinung des Autors folgend also auf jeden Fall lohnenswert.
Literaturhinweise:
Stadtmuseum Weimar; Landesverband Thüringer Imker e.V. (Hgg.): Von Bienen und Beuten. Das Deutsche Bienenmuseum Weimar. Jubiläumsschrift zum 100jährigen Bestehen des Deutschen Bienenmuseums Weimar (Weimarer Schriften Heft 61), Weimar 2007.
Internetauftritt des Deutschen Bienenmuseums: http://www.lvti.de/dbm/index.htm.